Das Vertrauen in Bürgermeister Nonnenmann schwindet. Gemeinderäte der Grünen, der SPD, der Umweltliste sowie die Räte Günter Ayasse und Helmut Talmon L'Armee, aber auch zahlreiche Bürger brachten dies bei der Bürgerfragestunde und im Laufe der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Ausdruck. Inwieweit sie für eine Mehrheit im Rat sprachen, erschloss sich dem Zuhörer nicht, da bis auf Bürgermeister-Stellvertreter Gäckle alle weiteren Gemeinderäte der Freien und Unabhängigen Wähler-Vereinigung zum Thema gänzlich schwiegen.
Gäckle ergriff das Wort und suchte, wie gehabt, die Schuldigen für das Desaster in den Reihen der Kritiker seines Bürgermeisters. Kein Wunder, dass sich darüber neben vielen anderen auch sein Fraktionskollege Günter Ayasse empörte. Er gehört wie 20 weitere Familien zu den Geschädigten in der anonymen Briefaffäre.
Günter Ayasse forderte den Bürgermeister zu einer eidesstattlichen Versicherung gegenüber dem Rat auf. Er solle erklären, dass er weder Informationen aus nichtöffentlicher Sitzung an seinen Vater weitergegeben hat noch von den Aktivitäten seines Vaters wusste. Nonnenmann will nach eigenem Bekunden eine solche Versicherung unterschreiben, die dann an alle Gemeinderäte verteilt werden wird.
Schon früher die Unwahrheit gesagt?Der Bürgermeister sah sich von verschiedener Seite mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe schon in der Vergangenheit bei unterschiedlichen Anlässen nicht die Wahrheit gesagt (genannte Beispiele: Beckenäcker, Verkehrsberuhigung Bahnhofstraße, Gewerbe-/Industriegebiet Unteres Ried), weshalb es heute schwer falle, seinen vorgetragenen Beteuerungen in der Briefaffäre noch Glauben zu schenken.
Der Bürgermeister selbst blieb eine Antwort auf die mehrfach gestellte Frage nach seinen Konzepten für vertrauensbildende Maßnahmen schuldig.
Noch einmal 8 Jahre Nonnenmann – Gemeinderat soll sich entscheidenGemeinderätin Gisela Gröger hat nach den Vorkommnissen der vergangenen Jahre große
Zweifel an der Redlichkeit und auch an der Fachkompetenz des Bürgermeisters. "Es ist an der Zeit, dass der Gemeinderat als Kontrollorgan, sich klar äußert, ob eine Zusammenarbeit mit Herrn Nonnenmann weiter möglich ist.
Der Gemeinderat muss außerdem der Öffentlichkeit erklären, ob er den Bürgern von Althengstett Herrn Nonnenmann weitere 8 Jahre als Bürgermeister zumuten will", sagte sie.
Das Maß ist voll!Gemeinderat Lothar Kante resumierte: "Herr Nonnemannn jetzt ist das Maß voll. Wenn nicht in absehbarer Zeit die Wahl des Bürgermeisters vor der Tür stehen würde, wäre es unsere Pflicht als Kontrollorgan der Gemeinde, sie aufzufordern, vom Amt zurückzutreten.
Sie sollten es sich selbst überlegen, ob es für die politische Hygiene nicht besser ist, wenigstens bis zur endgültigen Klärung aller Umstände die Geschäfte ruhen zu lassen.
Für die verbleibende Amtszeit und für die sich dann anschließende neue Amtsperiode wünschen wir uns wieder eine engagierte kompetente Verwaltungsführung, die sich nicht mehr derartig mit den Folgen ihrer eigenen hausgemachten Probleme beschäftigen muss, sondern diese Energie besser für die Lösung der anstehenden Aufgaben investieren kann - zum Wohle der Gemeinde."
Im Folgenden haben wir die Redebeiträge von Gemeinderat Lothar Kante und Gerhard Watta (Bürgerfragestunde) dokumentiert:
Lothar Kante:
Um welchen Sachverhalt geht es?
Jahrelang werden Menschen, die die Politik des BM nicht immer so toll finden und dies zuweilen auch zum Ausdruck gebracht hatten mit ordinären Schriftstücken traktiert, wie sie primitiver nicht sein können.
Es gab in den Briefen nie konkrete Sachargumente,
Es handelte sich auch nicht um Unmutsäußerungen, die Mal spontan aus Ärger über eine Angelegenheit entstehen können, für die man zu einem gewissen Grad Verständnis aufbringen mag.
Nein, es handelte sich um Hass erfüllte Beschimpfungen, Beleidigungen, Bedrohungen – und falls dies immer noch nicht reichen sollte - wurde man sicherheitshalber auch noch schnell mit einem göttlichen Fluch belegt.
Dies ging über einen sehr langen Zeitraum so – nämlich fast seit Amtsantritt des Bürgermeisters. Die Briefe sind im letzten Jahr dann in immer kürzeren Abständen verschickt worden, die Inhalte wirkten immer bedrohlicher, schließlich wurden auch Arbeitgeber von Betroffenen einbezogen.
Mit einem sog. „Offenen Brief“, der gezielt im Ort verteilt wurde, hat man versucht Personen in Ruf- und geschäftsschädigender Weise zu verleumden.
Meine Damen und Herren, aus persönlicher Betroffenheit heraus kann ich eine gewisse Wirkung der Briefe nicht leugnen. Da fragt man sich manchmal schon, ob Einem das noch wert ist.
Hier geht um ein Spiel mit Ängsten, um den Job, um die eigene Familie,
ganz abgesehen von dem Klima von Misstrauen und Verdächtigungen, das in einer solchen Situation nicht ausbleibt.
Neben Mandatsträger aus dem GR wurden insbesondere Bürger/innen angegriffen, die sich erlaubt hatten, sich mit einem Leserbrief zu Sachthemen zu äußern, in denen der Bürgermeister in der öffentlichen Kritik stand.
Es reichte auch schon einfach, eine andere Auffassung als der Bürgermeister zu vertreten, um Post zu bekommen.
Da Kritik an der Politik des Bürgermeisters durchaus mal vorkam, hatte die Anzahl der Betroffenen mit der Zeit doch recht stattliche Ausmaße angenommen, es sind fast 20 Familien mit ca. 50 Pamphleten bedacht worden.
Dem letzten Amtsblatt war zu entnehmen, dass es darüber hinaus weitere Briefe gegeben haben soll, die an die Adresse des Bürgermeisters gerichtet waren. Dies ist uns neu, wir haben diese Briefe leider nicht gesehen.
Ich kann nur sagen, alle Briefe die uns zur Kenntnis gebracht wurden, stammten aus der gleichen Quelle, soweit sich das von Laien beurteilen lässt.
Ich möchte mich bei Denjenigen bedanken, die so couragiert waren und sich bereit erklärt hatten, bei der Aufklärung aktiv mitzuhelfen. Ich denke dies war sehr notwendig,
weil hier eine Erträglichkeitsgrenze meilenweit überschritten worden ist.
Die Staatsanwaltschaft in Tübingen und die ermittelnde Kriminalpolizei in Calw und Karlsruhe haben gute Arbeit geleistet, auch wenn dessen vorläufiges Ergebnis für uns alle bestürzend war.
Wir sind trotzdem sehr froh darüber, dass der Spuk nun hoffentlich ein Ende gefunden hat.
Lange Liste der VorfälleFür uns muss es heute einzig um die Frage gehen, ob und auf welcher Basis eine Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister weiterhin möglich sein wird. Dabei geht es nicht darum, dass man irgendwie zusammenarbeitet, sondern, ob diese Zusammenarbeit noch vertrauensvoll sein kann.
Dazu ist es notwendig, das aktuelle Geschehen im Zusammenhang mit den Vorgängen zu beleuchten, die wir schon in der Vergangenheit erleben mussten. Da gab es:
⇒ Die Umlegung „Beckenäcker“,
wo sie Herr Bürgermeister ohne rechtliche Grundlage vorzeitig Ihren eigenen Bau gestartet haben, und dann auch noch aus persönlichem Interesse ein unsinniges Enteignungsverfahren angezettelt hatten.
⇒ Dann wurde der Tierschutzverein in große Schwierigkeiten gebracht, weil dem Vorstand – davon gehe ich heute aus - vor einer Grundstücksersteigerung offensichtlich Zustimmung signalisiert worden ist, zu der Sie danach nicht mehr stehen wollten.
⇒ In der Folge wurde dann sogar ein Besprechungsprotokoll des Landratsamtes von Ihnen verändert, und dem GR als Entscheidungsvorlage untergejubelt.
⇒ Im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan „Stuttgarter Straße“ wurde von Ihnen zunächst bestritten, dass mehrfach gegen das Befangenheitsgebot verstoßen worden ist. Erst nach unserem Hilfeersuchen bei der Kommunalaufsicht mussten Sie einlenken, so dass der Fehler geheilt werden konnte.
Zu Bemerken ist: Die Initiative zur Bereinigung ging vom GR aus, nicht von Ihnen.
⇒ Schließlich setzten Sie heimlich teuerste Anwälte gegen Mitglieder des Gemeinderates in Bewegung, weil Sie Angst vor den Inhalten einer Website hatten und weil sie glaubten, prüfen lassen zu müssen, ob diesen Gemeinderäten strafrechtlich oder sonst irgendwie rechtlich ein Vergehen nachweisbar ist. Freilich ohne Erfolg.
⇒ Hinzu kommen zahlreiche handwerkliche Ärgernisse, wie
Baugenehmigungen, die ohne Satzungsbeschluss am zuständigen Gremium vorbei erteilt werden,
unzureichende Sitzungsunterlagen, bis hin zur Desinformation,
jüngst Amtsblattzensur usw.
Die Fälle haben gemeinsame Merkmale: • Sie sind allein von Ihnen Herr Nonnenmann zu verantworten gewesen
• In der Not haben Sie Herr Nonnenmann die Schuld oder Verantwortung mitunter bei anderen angesiedelt, oder sich solange gewunden, bis man kaum mehr wusste, worum es noch geht,
• Die Fähigkeit zur Korrektur war in keinem Fall Ihre Stärke,
Manche sprechen auch von „Beratungsresistenz“.
All dies hatte bereits im letzten Jahr dazu geführt, dass der GR in einer gemeinsamen Erklärung seine Unzufriedenheit Ihnen gegenüber deutlich zum Ausdruck gebracht hatte.
Zeichen der gelobten Besserung waren seither bestenfalls marginal erkennbar.
Nun ein neuer Höhepunkt - die anonymen Briefe. Sicher scheint mir, dass es bei den anonymen Briefen Insiderwissen gegeben haben muss. Es sind in den anonymen Briefen immer wieder unmittelbare Bezüge zu aktuellen Vorgängen oder eigentlich nichtöffentlichen Details enthalten gewesen.
Für mich besteht hier weiterhin mindestens Klärungsbedarf.
Worauf wollen wir denn nun aber unser Vertrauen zum Bürgermeister begründen? Auf seine Beteuerungen im Amtsblatt, er habe von alledem nichts gewusst? Zumindest hinsichtlich der Existenz der Briefe stimmt dies so sicher nicht. Als Sie, Herr Nonnenmann, bereits vor Monaten Briefe vorgelegt bekommen hatten, hätten sie etwas unternehmen können, etwa helfen den Briefeschreiber zu entlarven, wenigstens die angegriffenen Räte in Schutz nehmen oder sogar Ihre eigenen anonymen Briefe in den Pool schmeißen.
Zu Ihrer Erklärung auf der Titelseite des letzten Amtsblattes: Es ist gut, wenn es nun doch so etwas wie den Versuch einer Entschuldigung von Ihrer Seite gegeben hat. Aber ehrlich gesagt, auf mich hat diese Erklärung mehr den Eindruck gemacht, dass ihr Hauptanliegen war, mit Hinweis auf den eigenen Vater und auf weitere unbekannte Täter, jegliche persönliche Schuld von sich zu weisen.
Ich will ihnen sagen, was ich in einer solchen Situation getan hätte:
Als die Ungeheuerlichkeit zur Gewissheit wurde, hätte ich nicht tagelang gewartet. Ich hätte unverzüglich den GR einberufen und die Situation erklärt und wir hätten gemeinsam beraten was zu tun sei, um zu demonstrieren, dass man mir vertrauen kann, weil ich ein reines Gewissen habe.
Ich hätte mich bei den mir bekannten Betroffenen unmittelbar und ohne „wenn und aber“ entschuldigt und zwar persönlich. Dies ist bis heute nicht geschehen!
Auch wenn ich überhaupt nichts damit zu tun gehabt hätte, würde ich dies für meine Verantwortungspflicht halten, anstelle meines Vaters, der dies nicht kann.
Selbst dass die anonymen Briefe heute überhaupt auf der Tagesordnung sind, ist soweit ich weiß auch nicht von Ihnen ausgegangen, sondern wurde Ihnen aus den Reihen des GR angetragen.
Thema Glaubwürdigkeit Worauf sollen wir denn Vertrauen in Ihre Glaubwürdigkeit aufbauen, wenn Sie, wie jüngst bei einem eigentlich völlig klaren Sachverhalt Briefe an die Gemeinderatsmitglieder mit unwahren Behauptungen verschicken, die dann keiner Überprüfung standhalten. So landen Sie keinen Punkt hinsichtlich der Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen.
Ich werde hierauf unter TOP „Verschiedenes“ näher eingehen.
Meine Damen und Herren, jeder im Gremium muss für sich selbst beantworten, welches Maß an Vertrauen er Herrn Bürgermeister Nonnenmann gegenüber weiterhin noch aufbringen mag.
Ob der beschuldigte Vater des Bürgermeisters juristisch allein die Verantwortung zu tragen hat, oder ob es Mitwisser bzw. gar Mittäter gegeben hat, dies müssen wir den Ermittlungen der Polizei überlassen. Hier verbieten sich jegliche Spekulationen, solange kein konkretes Ergebnis vorliegt.
Nur Herr Manfred Nonnenmann – und niemand sonst (!) - gilt bisher als Beschuldigter. Wir dürfen uns in keiner Richtung zu einer Vorverurteilung hinreißen lassen.
Deshalb werde ich mich dazu nicht weiter äußern. Ich weiß ja auch nicht, ob hinter mir ein Rechtsanwalt nur darauf wartet, dass ich ein falsches Wort sage. Man hat ja schon einiges erlebt.
Aufgrund der gesamten Umstände liegt jedoch politisch gesehen die Verantwortung allein bei Ihnen Herr Bürgermeister – bei Niemanden sonst.
Zusammen mit dem Rückblick auf die lange Liste der Unzulänglichkeiten, die Sie sich in Ihrer Amtszeit geleistet haben, ist für mich jedenfalls jetzt das „Maß“ voll!
Herr Nonnenmann, wenn nicht in absehbarer Zeit die Wahl des Bürgermeisters vor der Tür stehen würde, wäre es unsere Pflicht als Kontrollorgan der Gemeinde, sie aufzufordern, vom Amt zurückzutreten.
Sie sollten es sich selbst überlegen, ob es für die politische Hygiene nicht besser ist, wenigstens bis zur endgültigen Klärung aller Umstände die Geschäfte ruhen zu lassen.
Für die verbleibende Amtszeit und für die sich dann anschließende neue Amtsperiode wünschen wir uns wieder eine engagierte kompetente Verwaltungsführung, die sich nicht mehr derartig mit den Folgen ihrer eigenen hausgemachten Probleme beschäftigen muss, sondern diese Energie besser für die Lösung der anstehenden Aufgaben investieren kann - zum Wohle der Gemeinde.
Gerhard Watta sprach in der Bürgerfragestunde:
Herr Nonnenmann,
als Bürgermeister haben sie neben der Verwaltungstätigkeit auch die Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Gemeinde aufzunehmen und geeignete Lösungen anzustreben. Eine offene Kommunikation im Gemeinderat und mit den Bürgern der Gemeinde wäre für die Lösungsfindungen eine gute Vorgehensweise. Leider haben sie diese Offenheit in Ihrer bisherigen Amtszeit nicht verfolgt.
Ihre bisherige Amtszeit war skandalträchtig:- Bau Ihres Hauses im ersten Anlauf- Thema Tierrettungsstation- Protokollaffäre- Aufforderung aller Gemeinderäte, ihren Arbeitsstil zu verändern- Einschaltung eines Anwaltes gegen Gemeinderäte- Thema anonyme Briefe- Vielleicht ist das ja noch nicht alles!Was wollen Sie den Bürgern dieser Gemeinde eigentlich noch zumuten?
Aus meiner Sicht können sie der Gemeinde und allen Bürgern nur noch einen einzigen Dienst erweisen und zwar: Die Übernahme der politischen Verantwortung für die Skandale innerhalb Ihrer Amtszeit. Das bedeutet faktisch Rücktritt.
Wann werden Sie vom Amt des Bürgermeisters zurücktreten?